Kulturevents in Hamburg

Führung durch die Ausstellung »FEMME FATALE. Blick – Macht – Gender«

Führung
18:00 - 19:30
AK 12.00 €

Über Führung durch die Ausstellung »FEMME FATALE. Blick – Macht – Gender«

Termin: 05. Januar 2022 | 18 Uhr (Treffpunkt: 17:50) | Kunsthalle Hamburg | Eintritt: 12 € | 10 € erm.*
Anmeldung unter: hansch@kulturschloss-wandsbek.de

Die Führung wird geleitet von der Kunsthistorikerin Dr. Gabriele Himmelmann.

Mit einer herausfordernden Schau beleuchtet die Hamburger Kunsthalle die Transformationen des gleichermaßen schillernden wie brisanten Mythos der »Femme fatale« vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Die Ausstellung geht den Erscheinungsformen eines auf sein unheilbringendes Potenzial hin verdichteten Frauentypus in der bildenden Kunst und in der Literatur ebenso nach, wie sie den Mythos der »Femme fatale« kritisch hinterfragt.

Epochenübergreifend sind rund 140 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Skulpturen, Installationen, Videoarbeiten und Filme zu erleben. Zu den Exponaten zählen Hauptwerke der Hamburger Kunsthalle ebenso wie Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Die Werke reichen von den englischen Präraffaeliten (u. a. Dante Gabriel Rossetti, John William Waterhouse) über Positionen des Symbolismus (u. a. Gustave Moreau, Fernand Khnopff, Franz von Stuck, Edvard Munch), des Impressionismus (u. a. Édouard Manet, Max Liebermann, Lovis Corinth), des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit (u. a. Jeanne Mammen, Gerda Wegener) bis hin zu Arbeiten der Pop Art, der feministischen Avantgarde (u. a. Maria Lassnig, Dorothy Iannone, Kiki Kogelnik, VALIE EXPORT) und zu aktuellen außereuropäischen Positionen (Zandile Tshabalala, Johannesburg/Südafrika).

In der bildenden Kunst und der Literatur betritt die »Femme fatale« (übersetzt aus dem Französischen: verhängnisvolle Frau) im frühen 19. Jahrhundert die Bildfläche und avanciert zwischen 1860 und 1920 zu einem der bestimmenden Epochenthemen: Ein fest codierter Frauentypus, der als sinnlich-erotisch wie begehrenswert gilt und dessen vermeintlich dämonisches Wesen sich darin offenbart, Männer so in seinen Bann zu ziehen, dass diese ihm mit oftmals tödlichem Ausgang verfallen.

Neben realen historischen Personen verdanken viele Protagonistinnen ihre Existenz antiken Mythen sowie dem Alten Testament. Die Ausstellung beleuchtet aber auch Phasen, in denen das klassische Bild der »Femme fatale« erodiert. Eine entscheidende Zäsur wird ab den 1960er-Jahren von feministischen Künstlerinnen gesetzt, die derartige Frauentypen – und damit ihren Mythos – dekonstruieren.

Heute lässt sich das Thema nicht mehr ohne seine schillernde, aber auch problematische Geschichte betrachten. Vor dem Hintergrund der MeToo-Debatte, aktueller Genderdiskurse und durchlässig gewordener Geschlechtergrenzen bieten sich vielfältige
Anknüpfungspunkte für Künsterler*innen, um zeitgemäße Perspektiven zu eröffnen.

Die Femme fatale ist ein Mythos, eine Projektion, eine Konstruktion. Sie steht für ein bildlich fest codiertes weibliches Stereotyp: Die sinnlich-erotische und begehrenswerte Frau, deren vermeintlich dämonisches Wesen sich darin offenbart, dass sie Männer so in ihren Bann zieht, dass diese ihr verfallen – mit oftmals fatalem Ausgang. Diesem schillernden wie klischeebehafteten und lange von männlichen und binär geprägten Blickordnungen dominierten Vorstellungsbild widmet sich die Hamburger Kunsthalle mit der Ausstellung »FEMME FATALE. Blick – Macht – Gender«. Die Schau geht nicht nur den künstlerischen Erscheinungsformen des Themas vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart nach, sondern möchte zugleich den Mythos der Femme fatale in seiner Genese und historischen Transformation kritisch beleuchten.

Das ‚klassische‘ Bild der Femme fatale speist sich vor allem aus biblischen und mythologischen Frauenfiguren wie Judith, Salome, Medusa oder den Sirenen, die in Kunst und Literatur zwischen 1860 und 1920 als verhängnisvolle Frauen vielfältig rezipiert wurden. Die mit diesen Erzählungen einhergehende Dämonisierung weiblicher Sexualität ist prägend für die Femme fatale-Figur. Um 1900 wurde das Femme fatale-Bild oftmals auch auf reale Personen, häufig Schauspieler*innen, Tänzer*innen oder Künstler*innen wie Sarah Bernhardt, Alma Mahler oder Anita Berber projiziert. Auffallend ist die Gleichzeitigkeit von wichtigen Errungenschaften der Frauenemanzipation und dem verstärkten Auftreten dieses männlich geprägten Frauenbildes. Als ein Gegenbild, das Aspekte der Femme fatale-Figur spielerisch aufgreift, wird daher für die Ausstellung auch die in den 1920er-Jahren aufkommende Neue Frau wichtig. Eine entscheidende Zäsur wurde ab den 1960er-Jahren von feministischen Künstler*innen gesetzt, die den Mythos um die Femme fatale – und damit auch die entsprechenden Blickweisen und Bildtraditionen – dekonstruierten. Aktuelle künstlerische Positionen wiederum verhandeln Spuren und Anverwandlungen des Bildes oder etablieren explizite Gegenerzählungen – häufig mit Bezug auf die #MeToo-Bewegung, Fragen nach Genderidentitäten, weiblicher Körperlichkeit und Sexualität sowie in Auseinandersetzung mit dem male gaze.

Um den Blick-, Macht- und Gender-Konstellationen, die für das Bild der Femme fatale konstitutiv sind, und ihren Wandlungen nachzuspüren, versammelt die Ausstellung medien- und epochenübergreifend etwa 200 Exponate. Zu sehen sein werden Gemälde präraffaelitischer Künstler*innen (u.a. Evelyn de Morgan, Dante Gabriel Rossetti, John William Waterhouse) ebenso wie Werke des Symbolismus (u.a. Fernand Khnopff, Gustave Moreau, Edvard Munch, Franz von Stuck), des Impressionismus (u.a. Lovis Corinth, Max Liebermann, Édouard Manet, Max Slevogt), des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit (u.a. Dodo, Jeanne Mammen, Gerda Wegener). Mit Positionen der frühen feministischen Avantgarde (u.a. VALIE EXPORT, Birgit Jürgenssen, Ketty La Rocca, Maria Lassnig, Betty Tompkins) sowie aktuellen Arbeiten mit queer- und intersektional feministischen Perspektiven (u.a. von Nan Goldin, Mickalene Thomas, Zandile Tshabalala) wird der Bogen in die Gegenwart geschlagen.

Kulturschloss Wandsbek

Königsreihe 4
22041 Hamburg
www.kulturschloss-wandsbek.de

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